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Die Erfolgsgeschichte der Firma Stölting – im Interview mit Hans Mosbacher

Hans Mosbacher

Interview mit Hans Mosbacher

Macher, Manager, Mosbacher – wer in Gelsenkirchen ein schönes Plätzchen für eine Erfolgsgeschichte aus der Wirtschaft sucht, landet unweigerlich an der Marina Graf Bismarck. Das Hafenquartier ist Sitz der Gelsenkirchener Stölting Gruppe. Beides ist untrennbar verbunden mit dem laufenden Erneuerungsprozess der Stadt und dem Aufstieg des Familienbetriebes zu einem stattlichen Dienstleistungskonzern mit nationaler Strahlkraft.

In der Marina dümpeln mehrere Dutzend Boote an den Stegen im gleißenden Sonnenlicht, nebenan im Rhein-Herne-Kanal ziehen Ruderer mit raumgreifenden Schlägen ihre Meter und auf den Terrassen der Lokale am Ufer schwelgen Radler, Spaziergänger und andere Erholungssuchende bei Kuchen, Eis und kühlen Getränken. Hoch oben über dem Wasser empfangen Hans Mosbacher und Stephan Kulbatzki die Besucher in einem lichtdurchfluteten ultramodernen Konferenzraum. Mosbacher ist der geschäftsführende Gesellschafter, Kulbatzki kaufmännischer Geschäftsführer der Stölting- Gruppe. Beide strahlen um die Wette, was weniger am wunderbaren Sommerwetter liegt, sondern mehr an den jüngsten Konzernzahlen und Geschäftserfolgen.

Stölting-Gruppe schließt 2021 mit Rekord-Umsatz ab

„Wir haben unseren Umsatz verdoppelt“, verkündet Hans Mosbacher. Der Stolz auf das Geleistete und Erreichte ist unüberhörbar. 2021 lag der Umsatz der Firmengruppe bei 361 Millionen Euro – ein Rekordergebnis. 2018 waren es noch 180 Millionen Euro. Und auch in der Zeit dazwischen zeigt die Kurve steil nach oben: 195 Millionen Euro respektive 310 Millionen Euro. Und das trotz Corona-Krise. Ein Profiteur der Pandemie? Einem solchen Schluss verwehrt sich der 64-jährige Gelsenkirchener nachdrücklich. „Das wäre zu kurz gegriffen“, sagt Mosbacher. Denn die Corona-Pandemie hat ihm durch das Besuchsverbot in den Fußballstadien, den Wegfall großer Events wie Konzerte und Messen (Essen Grugapark, Hannover) eine maßgebliche Einnahmequelle für lange Zeit trockengelegt. Dazu muss man wissen, dass das Geschäftsmodell Stöltings auf drei tragenden Säulen fußt: auf dem Reinigungssektor, der Sparte Sicherheitsdienstleistungen und dem Bereich Personaldienstleistungen. Ganze Heerscharen von „Reinigungskräften und Begleitern in Bussen und Bahnen haben mit dafür gesorgt, dass wir alle gut und sicher durch die Pandemie gekommen sind“, erinnert Mosbacher auch an die unzähligen Kräfte, die unter anderem der Ärzteschaft, den Krankenschwestern und -pflegern im wahrsten Sinne des Wortes den (desinfizierten) Boden bereitet haben, um das Infektionsgeschehen in Schach zu halten. „Applaus, Anerkennung“, fragt Mosbacher rhetorisch, „davon habe ich bedauerlicherweise wenig gesehen und gehört.“ Hans Mosbacher – Bürger des Ruhrgebiets 2020 – empfindet es als höchst bedauerlich, dass der Reinigungsbranche kaum Wertschätzung entgegengebracht wird. „Dieses Handwerk ist mehr als nur den Schrubber schwingen, das Spektrum ist breit, technisch anspruchsvoll und bietet sehr gute Aufstiegschancen.“ Der 64-Jährige muss es wissen, schließlich ist er mit 14 Jahren selbst als Gebäudereiniger in die Lehre gegangen, hat es mit Anfang 20 schon zu Meisterehren gebracht und kurz darauf in die Selbstständigkeit geschafft – außerhalb des elterlichen Betriebes. „Ich wollte keinen Wettbewerb innerhalb der Familie“, begründet der Unternehmer den Schritt. Er hat zwei Geschwister, da waren ihm klare Verhältnisse lieber als möglicher Streit darüber, wer gegenüber den anderen den Vorzug erhält.

Das Hocharbeiten gehört zur Konzern-DNA. Und ein gutes Gespür, was am Markt gefragt ist. „Es sind Dienstleistungen aus einer Hand“, sagt Hans Mosbacher, der um die Jahrtausendwende damit begann, dem Reinigungsbetrieb seines Vaters neue Geschäftsfelder hinzuzufügen. Da hatte er schon reichlich Erfahrung gesammelt und das „größte Reinigungsunternehmen im Münsterland“ bereits verkauft – seins.

Rekordmeister Bayern München als Neu-Kunde

Heute ist der Konzernlenker Arbeitgeber für insgesamt 14.400 Mitarbeiter an 40 Standorten in Deutschland, von denen gut 1200 Fahrzeuge zu den Kunden in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen. Gerade erst hat Stölting seinen jüngsten Coup gelandet: „Wir haben Bayern München als Kunden gewonnen“, verraten Stephan Kulbatzki und Hans Mosbacher voller Freude. Was die Gelsenkirchener besonders stolz macht, ist der Umstand, dass dem Engagement keine lange und aufwändige Akquise – Klinkenputzen, um im Bild zu bleiben – vorausging, sondern der deutsche Fußball-Branchenführer ist von sich an die Gelsenkirchener herangetreten. Dazu der Stölting-Geschäftsführer: „Uns kennt mittlerweile jeder, der für die Sauberkeit in den Fußball-Stadien verantwortlich ist.“ Für Stölting ist der Bayern-Deal ein Ritterschlag. Denn „kein anderes Unternehmen ist jetzt mit so vielen Profi-Vereinen geschäftlich so eng mitverbunden“ wie die Gelsenkirchener: Kunden sind neben dem Abonnement-Meister auch der FC Schalke 04, Borussia Dortmund, der VfL Wolfsburg und Fortuna Düsseldorf sowie der Wuppertaler SV, RW Erfurt, SV Waldhof Mannheim, SGS Essen, Alba Berlin und Chemnitz 99ers (beides Basketball). 50 Sicherheits-Kräfte kontrollieren für die kommenden drei Jahre in der Münchener Allianz-Arena einen zugeordneten Stadionsektor, ein größeres Engagement wie beispielsweise auf Schalke, wo Stölting mit seinem Sicherheits- und Ordnerteam komplett verantwortlich ist, sei nicht ausgeschlossen. Die Schwarz-Gelben sicherten sich 2017 die hiesige Reinigungs-Kompetenz, der Vertrag wurde aktuell bis 2027 verlängert. Die Königsblauen schlossen den Vertrag 2019, er läuft bis 2029 – hier allerdings im Paket mit Reinigung und Sicherheit. Mosbacher schreibt diese Erfolge mehreren Faktoren zu: einer kontinuierlichen Expansionsstrategie, die im Laufe der „vergangenen 18 Jahre zu Investitionen im dreistelligen Millionenbereich durch die Eröffnung neuer Standorte geführt haben“ und dem frühen Ausbau der Geschäftsfelder seit 2000. „Der Markt verlangte da zugleich nach Reinigungs- und Sicherheitsdiensten“, erinnert sich der 64-Jährige. Ob Krankenhäuser, Flughäfen, Fußballstadien, Messen, Banken, Hotels, Bahn und ÖPNV oder Handwerks- oder Industriebetriebe – nahezu überall dort sind heute Mitarbeitende von Stölting zu finden. Der Reinigungsservice war dabei so etwas wie ein T Türöffner, wie Mosbacher im Rückblick schildert. „Unsere Qualität auf dem Sektor hat für Vertrauen gesorgt, so konnten wir nach und nach unsere Aktivitäten breiter ausbauen und unsere Kompetenzen einbringen.“ Für Mosbacher war es bei Geschäftsverhandlungen außerdem ein „klarer Vorteil“, dass sein Betrieb im Gegensatz zu vielen Konkurrenzunternehmen inhabergeführt wird. „Bei uns herrscht bei Ansprechpartnern auf Führungsebene Konstanz, bei anderen eine hohe Fluktuation.“ Da komme man schneller und direkter zur Sache. Stölting scheut auch nicht das unternehmerische Risiko. Beispielsweise wollte der Konzern mit Ingenium Labs das europaweit größte Hochleistungslabor für PCR-Corona-Expresstests aufbauen. Kapazität: 140.000 Analysen täglich. Eine „Weltneuheit“, wie vollmundig angekündigt wurde – Klappern gehört zum Handwerk. Entsprechend groß war der Medienrummel. Doch der Verlauf der Pandemie machte dem Plan einen betriebswirtschaftlichen Strich durch die Rechnung, am Ende ruderte man an der Marina kurzerhand wieder zurück. Abgehakt. Aufstehen, Mund abwischen, weitermachen – die Mosbachers halten es da wie die Fußballer.

[Quelle: Artikel WAZ Gelsenkirchen, Mittwoch, 1. Juni 2022, Nikos Kimerlis]